Morgens ging es gleich nach Safi rein – wie ich las, der zweitgrößte und -wichtigste Hafen Marokkos, da hier das reichlich im Inland vorhandene und abgebaute Phosphat verschifft wird:
Auch die Fischerei spielt hier eine große Rolle und neben dem Fisch wird auch Obst und Gemüse konserviert. Das habe ich später sehr gut riechen können: meine Route führte mich an den Konservenfabriken vorbei und es roch überall streng nach Fisch.
Aber zuerst fahre ich am Ortseingang erstmal lange an allen möglichen Fakultäten der Hochschule vorbei: Fischerei, Technik, Gesundheitswesen etc. Also Bildung wird auch hier, abseits der (mir) bekannten Großstädte groß geschrieben.
In der Medina waren die Gänge teilweise eng und höhlenartig mit kleinen, hübschen Lichthöfen:
Im eigentlichen Bereich des Marktes war um diese Zeit noch wenig los und nur gefühlt jedes fünfte Geschäft geōffnet. Aber an einem kleinen Bäckereistand habe ich mir erstmal zwei Croissants gekauft und die beim Schlendern durch die Stadt genossen:
Draußen vor dem Tor bauten die ersten Händler ihre riesigen Auslagen auf:
Aus Safi heraus gab es neben den Konservenfabriken auch noch die langsam erstarkende chemische Industrie zu bewundern:
Kurz danach ging es die erste von mehreren Steigungen des Tages hinauf. Im ersten Gang kraxelte ich auf die Hochebene, von der man einen schönen Ausblick auf den neuen, im Bau befindlichen Hafen für das im Hintergrund liegende Kraftwerk „zur Selbstversorgung von Safi“ hatte, wie Schilder das Projekt auswiesen:

Interessanterweise begann es hier, dass Straßenschilder nur noch in arabischee Schrift anzeigten, was es mir unmöglich machte, diese zu interpretieren:
Manchmal gab es die lateinische Schrift aber noch als „Zugabe“, aber ich kann von dem einen nicht auf das andere schließen, soll heißen, bei arabischer Schrift bin ich „blind“:
Nun ging es wieder den ganzen Tag wunderbar an der Küste entlang. Die Temperaturen waren sehr angenehm, der Wind blies wirklich, wie einige im Vorfeld zu berichten wussten, aus nördlichen Richtungen, so dass ich meistens Rückenwind hatte. Das half mir natürlich besonders bei den Bergen. Auch begeisterte es mich sehr, wenn, wie nun häufiger erlebt, Abschnitte mit neuem, lochfreien und vor allem ganz glatten, flüsterleisem Asphalt dabei waren. Die Stille dabei war beeindruckend:
Nach dem letzten langem und mal wieder roten Anstieg…
…ging es dann mehr oder weniger nur noch bergab Richtung Essaouira. Von hier aus konnte ich auch zum ersten Mal die Ausläufer des Hohen Atlas sehen, mit denen ich es in den nächsten Tagen noch zu tun bekomme:
An dieser Stelle entschied ich, mir mal wieder eine Dusche zu gönnen und deshalb bis in die Stadt hinein zu radeln und nicht vorher einen Schlafplatz in der Natur zu suchen:
Hier mal eine Anmerkung zum Verkehr: es wird in Marokko unheimlich viel gerast. Gerade über Land wird aus den Autos herausgeholt, was geht. Dabei sind die Unterschiede in den Geschwindigkeiten zwischen einem neuen SUV und einen voll beladenen Taxi oder Lastwagen erheblich. Trotzdem wird viel und z T riskant überholt (in der Stadt auch gerne mal 3spurig mit Nutzung des Gegenverkehrs). Und es wird viel gehupt, was aber idR nicht „Geh weg“ bedeutet, sondern „Achtung, ich überhole“ oder in meinem Fall „Achtung, ich komme und habe dich gesehen „, was mir nach anfänglicher Verärgerung, weil ich das nicht zu interpretieren wusste, inzwischen ganz gut gefällt. Ich bin mir dann sicher, dass ich gesehen wurde und ein großer Bogen um mich gemacht wird.
Und ihr glaubt gar nicht, wieviel positive Rückmeldung ich hier fürs Radfahren bekomme: dauernd werden mir emporgereckte Daumen oder ganze Arme aus den Autofenstern gezeigt, die Fußgänger rufen mir ein „Bonne Chance“, „bon voyage“ oder auch nur „Bonjour“ zu, dass es eine Freude ist. Richtig unangenehm ist es trotz des teilweise krassen Verkehrs gerade in den Städten hier eigentlich nie!
Zu guter Letzt ging es also in die Abendsonne an die Küste rein nach Essaouira, ins Hotel, unter die wunderbare Dusche und abends noch in die sehr belebte Altstadt zum Fischessen. Herz was willst du mehr? Da tun auch die schlussendlich 137km nicht in den Beinen weh. 😅🚴♂️💪
Thumbs up!
Afrika ist eben doch nochmal eine andere Hausnummer, als der Süden Europas!
Schön, dass Du es überall so gut antriffst!
Weiter so!
Danke Torben 👍
Kommst du jetzt eigentlich mit deinem Motorrad hinter mir her gefahren? Abend von Google Maps oben wirst du mich ja finden können. Ansonsten: Anruf genügt 😉