18. Tag: Essaouira- Tamanar

Nachdem ich tags zuvor lange in der Media von Essaouira unterw gewesen bin, begann der Tag schon recht früh kurz vor 5 Uhr mit den Gesängen erst eines, später von 5 Muezzins durcheinander. Bis zum Frühstück um 8 Uhr war es noch viel Zeit und so schaute ich mir den nächsten Streckenabschnitt genauer an: zwischen Essaouira und Agadir gibt es eine „Bundesstraße“ in einiger Entfernung zur Küste und einige z T unbefestigte Straßen Nähe der Küste. Ich entschied mich für eine Mischung aus beiden Varianten, was ein Fehler oder bzw eine neue Herausforderung bedeutete. Dazu gleich mehr.

Zuerst einmal gab es im Hotel eine Mischung aus marokkanischem und französischem Frühstück: die salzigen, viereckigen Fladen und Baguette zu Butter und Marmelade. Heute gönnte ich mir nach langer Zeit mal wieder einen Kaffee.

Der erste Gang des Tages führte mich zur Post, weil ich klären wollte, ob ich es mir leisten will, etwas Ballast abzuwerfen und nach Hause zu senden. Entgegen den Angaben im Internet schien es erschwinglich und so pakte ich 6kg nicht mehr benötigte Sachen (vor allem lange, warme Klamotten) und die dadurch überflüssig gewordenen beiden Vorderrad-Satteltaschen incl kleiner Geschenke in einen Postkarton und ging damit ein zweites Mal zur Post:

Ihr müsst euch die Post ungefähr so vorstellen: ein etwa 50qm großer Raum mit 4 Schaltern, von denen an drei aber ausschließlich Bankgeschäfte gemacht werden. Es befinden sich etwa 50 Leute im Raum, die meisten sitzen ruhig auf Stühlen und warten. Vor dem einzigen Schalter, der auch Briefe und Pakete annimmt drängelt sich eine Menge von ca 10-15 Personen, bin denen die 5 vordersten gleichzeitig auf den immer freundlichen Beamten einreden. Dieser versucht neben dem parallelen Antworten auf die 5 Leute auch noch seine Geschäft am Computer zu erledigen.

Wäre er nicht noch so aufmerksam gewesen und hätte mich (etwas hilflos mit dem großen Paket) herumstehen sehen, ich wäre verloren gewesen. So aber hat es nur ca 45 min gedauert, bis ich mein Paket gut verklebt auf den Weg nach Deutschland gebracht hatte.

Und wie befreit es sich auf einmal mit 2 Taschen und 1/3 Gepäck weniger fuhr: ich sauste, natürlich auch wegen der starken Winde, die zum Glück weiterhin in meine Richtung bliesen, die Berge hoch, dass es eine Freude war.

Nachdem ich die Kitesurfer in Essaouira hinter mir gelassen hatte…

…und mich auf den Weg zum berühmten Strand von Kaouki gemacht hatte, kam die böse Überraschung. Meine App komoot hatte mir den kürzesten und angeblich auch nur über Straße führenden Weg heraus gesucht. Im Ergebnis hatte ich aber eine ca 8km lange Stoßdämpfer- bzw Federgabel-Teststrecke vor mir – nur dass ich keines dieser Elemente mit mir führte! Ihr habt mich noch nie so laut schreien gehört! Komischerweise auch niemand anderes, weil außer mir war keiner auf der Strecke anzutreffen – aus gutem Grund! Wer solchen Ausblick hat, braucht gute Nerven:

Völlig durchgeschüttelt und mit dem festen Vorsatz ab sofort nur noch Hauptstraßen zu benutzen, flitzte ich auf der schmalen Straße zum Strand herunter – und war begeistert:

Kamele, die am Strand geritten werden konnten, Wind- und Kitesurfer, die wie Pfeile durch die Wellen (und letztere auch mehrere Meter darüber) schossen und ein Wind vom feinsten. Ich setzte mich wie die Kamelreiter, die auf Kundschaft warteten, hinter die Mauer und bestaunte das bunte Treiben eine Weile.

Danach ging es zurück „auf die Berge“, die mir mit ihren gelegentlichen ordentlichen Steigungen lieber sind, als jeder Schotterweg! Ich befand mich in der Gegend des Argan Öls, das in dieser Gegend einmalig auf der Welt gewonnen und verarbeitet wird – und zwar (auch das ist besonders) ausschließlich von Frauenkooperativen. Derer gibt es hier einige, wie ich am Wegesrand sehen konnte:

Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz hatte sich diesmal als besonders schwierig herausgestellt, da überall Menschen und Tiere auf den Feldern und Wiesen unterwegs waren. Schlussendlich musste ich bis nach Sonnenuntergang warten, bevor ich zwischen den halbhohen Bäumen ein etwas geschütztes Plätzchen fand. Nach kurzem Abendbrot bin ich auch sofort eingeschlafen.

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