19. Tag: Tamanar – Agadir

Da ich ja tags zuvor zwar spät ins Lager, aber schnell erschöpft eingeschlafen bin, war ich auch ohne Muezzin schon um 4:30 wach. Letzter begannen aber pünktlich um 5 Uhr ihre Gebet aus dem nahe liegendem Dorf Tamanar (ich habe den Namen übrigens im Titel von gestern korrigiert) herüber zu rufen, so dass ich wach und munter zum Schreiben meines Blogs war. Sowas dauert dann auch gut mal eine Stunde, denn zum upload musste ich aus meiner Senke auf einen Hügel steigen um genug Netzempfang zu haben.

Bei Sonnenaufgang um 6:45 war ich dann auch schon so gut wie frug mit dem Frühstück und begann langsam mit dem zusammenräumen meiner sieben Sachen. Langsam deshalb, weil es noch frisch war und die Sonne noch nicht meinen Südhang erreicht hatte und ich mich nicht bei der Kälte und dem Wind umziehen und losradeln wollte. Aber um halb acht war ich dann wieder auf der Piste, denn ich hatte ja heute Nov was vor: 103km bis Agadir. Wie der Tag genau enden sollte bzw dass er eigentlich gar kein Ende nahm, war mir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar und so noch gar nicht in meinen Optionen. Ich hatte mir in den ersten Stunden Gedanken darüber gemacht, wo und wie ich in Agadir übernachten sollte, weil mir schon klar war, dass es im Umfeld dieser Großstadt schwierig werden würde, einen Zeltplatz zu finden. Und Hotel hatte ich ja gerade erst gehabt und gab mein Budget nicht her. Aber es sollte ja alles ganz anders kommen…

Zuerst einmal nahm ich schon um halb neun mein zweites Frühstück bei einer der vielen Argan-Kooperativen ein und probierte hierbei erstmals Brot mit Arganöl zum Dippen. Es schmeckte ganz vorzüglich frisch und fruchtig, ähnlich wie Olivenöl, nur spritziger:

Gestern bin ich den Link auf den sehr interessanten Wikipedia Artikel zu dem Arganöl, seine Geschichte und die Gesellschaftliche Bedeutung der Frauenkooperativen schuldig geblieben. Das sei hiermit nachgeholt.

Und auch die lustigen Ziegen, die in den Bäumen herumklettern will ich euch noch zeigen:

Es ging nun auf und ab wie auf einer Achterbahn und bald wieder ganz nah ans Meer heran, mit einem unwirklich erscheinenden Fussballplatz mit Meerblick und dann einem krassen Blick in die Tiefe zum Meer (kommt in 3D erheblich besser 😉):

Die steilen Abfahrten und die böigen Winde verlangten mir einige Konzentration und Kraft ab. Wieder einmal war ich begeistert von meinem Randonneur-Lenker, der mir mit seiner Breite eine gute Kontrolle ermöglichte und auch meine guten Bremen. Sonst wären kilometerlange Abfahrten mit 50 km/h ein ganz schönes Vabanqspiel.

Ich durfte mich besonders an den Anstiegen über mein gestern reduziertes Gepäck freuen:

Zu guter Letzt erreichte ich auch wieder eine Neubaustrecke der „Bundesstraße“, was mir nicht nur einen komfortablen Seitenstreifen, sondern erneut Flüsterasphalt bescherte, was sich bei den traumhaften Wetterverhältnissen (Sonne, 30*C und ein kühler Wind vom Meer) schon nahezu paradisisch anfühlte:

Nun begann der touristisch gut erschlossene Küstenabschnitt mit vielen noch nicht fertig gestellten Bauten, Stränden mit Surf-, Jetski- und Kamelreiten-Angeboten:

Und schon kam Agadir ins Blickfeld:

Und genau hier entstand der Gedanke, warum nicht gleich heute Abend „auf den Bus steigen“ und so die Übernachtung in oder um Agadir sparen? Von der Idee ganz beflügelt, radelte ich flugs zum Busbahnhof, löste ein Ticket für den Bus um 21 Uhr und hatte somit noch Zeit für Dusche und Abendessen.

Die (Kälte) Dusche gab es an Strand von Agadir für 5DH. Dadurch fühlte ich mich richtig luxuriös verwöhnt: zweimal duschen innerhalb von 3 Tagen! So flanierte ich noch etwas an der Strandpromenade…

…bevor ich beim Carefour meine Vorräte etwas aufstockte und mir auch etwas zu essen für die lange 19 stündige Fahrt besorgte. Dann war es schon Zeit, zum Busbahnhof zurück zu kehren, um in Ruhe das etwas komplizierte Verladen meines Fahrrades anzugehen. Ich muss sagen, die Leute hier sind unkompliziert und hilfsbereit. Nachdem wir die Formalitäten geregelt hatten (40 DH für das Fahrrad, Kopie meines Reisepasses für die „Grenzkontrollen“ zur von Marokko annektierten Westsahara), wurde mein Fahrrad sicher in Bauch des Busses verstaut:

Nun sitze ich etwas mit flauem Magen wegen der kurvigen Strecke im Bus und freue mich auf das nächste Kapitel meiner Reise: den Senegal!

Aber vorher gilt es noch gut 2000km mit mehreren Bussen zu überbrücken. Ich werde berichten!

2 Antworten auf „19. Tag: Tamanar – Agadir“

  1. Moin Dirk,
    Marroko war ja bestimmt schon völlig anders als Europa. Ich könnte aber mir vorstellen, dass Senegal dann nochmal eine riesige Steigerung sein wird, was die Kultur betrifft. Hoffentlich bekommst Du keinen Kulturschock 🙂
    Weiterhin viel Glück auf Deiner Strecke. Ich hoffe, dass alles gut geht.

    1. Moin Torben,
      da bringst du mir ja eine super Steilflanke für einen bzw zwei Blogposts, über die ich schon nachgedacht hatte: eine abschließende Betrachtung zum europäischen und marokkanischen Teil meiner Tour. Vielleicht schaffe ich das ja in den verbleibenden 11h Busfahrt…
      Und ja, der Kulturschock mag kommen. Um ihn aber nicht zu groß ausfallen zu lassen, habe ich mich ja für die langsame Annäherung von Europa aus entschieden. Ich hatte ja zwischenzeitlich die Idee direkt nach Dakar zu fliegen und von dort zu starten. DAS wäre erstmal shocking gewesen.
      Herzlich, Dirk

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