Wie war eigentlich… Marokko?

Vorgestern hatte ich auf einmal den Gedanken: Marokko hat mich geheilt!

Für die Erklärung muss ich etwas ausholen: ich war ja 1989 schon einmal mit dem Fahrrad in Marokko. Interessanterweise kann ich mich heute nicht genau erinnern, wie ich damals auf die Idee kam. Aber es musste eine ähnliche Motivation gegeben haben, wie für meine diesjährige Tour. Ich wollte Einsamkeit erfahren und bewältigen. Von heute rückblickend kann ich mit sicherem Gefühl sagen, dass das damals nicht so gut funktioniert hat. Auch wenn es mir all die Jahre nicht bewusst war, blieb bei mir ein Trauma zurück. Und ein Weg, ein Trauma zu heilen, wenn auch einer der gefährlichsten, weil er die Gefahr der Retraumatisierung birgt, ist, diese Situation erneut zu durchleben und besser zu bewältigen. Zum Glück war mir am Anfang dieser Reise meine damalige Traumatisierung noch nicht bewusst, auch wenn ich heute denke, dass ich sie gespürt haben muss. Denn sonst wäre ich vielleicht gar nicht losgefahren. Und vor allem nicht nach Marokko.

Nun kann ich also glücklich sagen, dass es mir gelungen ist, dieses Trauma zu heilen. Entscheidend dafür waren zwei Dinge: 1. meine inzwischen durch mein Alter und die auf dem europäischen Teilstück gemachten guten Erfahrungen gewachsene mentale Stärke und 2. die offenen, freundlichen Menschen in Marokko. Letztere gab es 1989 auch schon, aber ich bin damals auch ziemlich schrägen Vögeln begegnet, die mich stark verunsichert haben. Das fing damals schon bei der Einreise an, wo mich zwei Marokkaner abzocken wollten, indem sie behaupteten, ich hätte ihnen auf der Fähre von Malaga nach Mellila Geld gestohlen. Zum Glück hat die Polizei ihnen nicht geglaubt und mich nach ca 1 Stunde ziehen lassen. Oder ich bin ziemlich vielen bekifften Leuten begegnet, deren Verhalten ich nicht einschätzen konnte. Ich war halt noch jung und naiv.

Vor solchen Situationen konnte ich mich dieses Mal besser schützen (ich wurde mehrfach angesprochen, ob ich Hasch oder sogar Heroin kaufen wolle und zu vermeintlichen tollen Exkursionen eingeladen, die ich freundlich dankend ablehnte) und habe daher nur gute Erfahrungen gemacht! Das ist, wie mir heute klar ist, ein entscheidender Unterschied!

Dann war der Westen, vor allem die Küste, wie ich ja schon mehrfach schrieb, wunderschön (ganz im Gegensatz zum Osten des Landes, den ich 1989 besuchte, der karg und sehr wenig bevölkert war). Auch wenn es mir manchmal an einigen Orten zu voll war, so konnte ich diesen Plätzen ja schnell entfliehen und mir mit meinem Fahrrad einen ruhigen suchen.

Alles in allem war und ist Marokko ein wunderbares Land und ich kann jedem empfehlen dieses Europa noch recht nahe Land (in mehrfacher Bedeutung) mal zu bereisen. Tipps und praktische Hinweise, die hier noch keinen Niederschlag gefunden haben, gebe ich gerne!

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