28. Tag: Keur Bambang – Toubacouta – Yundrum (Banjul)

Ich beginne den Bericht des Tages auf der Fähre nach Banjul zu schreiben in der Gewissheit, dass ich ihn erst morgen Mittag werde veröffentlichen können. Denn ich bin in Gambia, für das ich mir für die „kurze“ Durchquerung keine eigene Mobilfunkkarte gekauft habe. Aber ich habe gerade viel Zeit, weil das mit der Fähre ist hier so eine Sache: erst kam sie 2 Stunden wegen niedrigen Wasserstandes noch nicht und jetzt läuft das Beladen etwas langwierig. Aber es wird immer voller um mich herum.

Beginnen muss der Tag aber mit einer phantastisch ruhigen Nacht und einem äußerst klaren Sternenhimmel. Wieder konnte ich ausgezeichnet die Milchstraße sehen. In den Morgenstunden begannen die Vögel zu zwitschern, erst ganz sanft und leise, dann zunehmend vielfältiger und deutlicher. Dieses Dorf Keur Bandoum in dem Flussdelta ist wirklich ein wunderbarer Ort und ich werde schon bald zurückkehren (ihr dürft gespannt sein).

Nach einem recht frühen Frühstück um 7 Uhr brach ich auf Anweisung des Leiters von Keur Bandoum gegen 8:30 auf nach Sido, um von dort mit der Piroge wieder an Land zurückgefahren zu werden. Ich besuchte nochmal die Dorfälteste, erkundigte mich nach ihrem Befinden („gut „) und wartete und wartete und wartete. Inzwischen war auch das belgische Pärchen eingetroffen und mir dämmerte, dass wir doch alle auf die gleiche Piroge warteten. Gegen 9:45 tauchte dann auch Ansou mit seinen Hinweg-Gästen auf, lud uns alle ein und brachte uns in einer wunderbaren Fahrt nach Toubacouta zum Steg eines Hotels. Ich wuchtete mein Fahrrad die Treppen hinauf, kaufte Wasser und war wieder onthe road. Ohne besondere Vorkommnisse, außer meiner ersten frisch verspeisten Mango…

… ging es bis an die Grenze nach Gambia. Bei der Einreise wurde ich das erste Mal nach meinem Impfpass gefragt. „Ich habe keinen“, betonte ich bemüht gelassen,“da ich seit meiner Kindheit nicht mehr geimpft wurde“. Der für das Visum zuständige Grenzbeamte staunte nicht schlecht, betonte, dass er mich ohne einen Impfpass eigentlich nicht einreisen lassen könne (auch wenn da keine aktuellen Impfungen drin ständen, so wäre der Formalität genüge getan) und entließ mich mit den freundlichen Worten, falls der Beamte bei der Einreise auf diesen bestehe, könne ich zurück kommen und bei ihm einen (leeren) kaufen. Das war doch ein Wort!

Bei seinem Kollegen war der Impfpass gar kein Thema, dafür aber die Gebühr: er wollte 5000 CFA und als ich ihm 10.000 gab, schmunzelte er und sagte, er könne nicht wechseln. Ich schmunzelte gar nicht, sondern betonte, dass 5000 Franc viel Geld für mich seien (ca 8€) und das 10% meines Gehalts seien. 😜 Das motivierte in dann schon doch noch mal, seine Kollegin zum Geldwechseln zu schicken und Schwupp hatte ich mein Wechselgeld. Ich würde sagen: touché.

20 heiße und öde Kilometer weiter kam ich dann am sehr unübersichtlichen Hafen von Barra an. Ich wusste nicht wo der Kai ist, konnte auch nichts erkennen, da das Hafengebiet abgesperrt war und wo man z B ein Ticket lösen könne. Auch der Polizist vor dem Tor war nicht auskunftsfreudig. Also klebte ich mich an einen SUV, für den die Tore zum Hafen wie von Zauberhand aufgingen. Erst wollte mich derselbe Polizist noch wegschicken, dann liess er mich genervt gewähren.

Drin war ich nun, aber wo war die Fähre und wo gab es Tickets? Ich sprach den nächstbesten Hafenmitarbeiter an und hatte in Aslahan einen Schatz gefunden: „Wie bist du ohne Ticket hier rein gekommen?“, fragte er erstaunt. Ich beschrieb ihm, wie es dazu kam. Nicht nur, dass er nochmal raus ging, um meine Franc in Dalasi zu wechseln, sondern er brachte mir das Ticket gleich mit. Na, das nenne ich Service! In der Folge hatten wir ca 1,5h Zeit uns über alles, was meine Tour und unsere Familien betraf, auszutauschen, denn, wie oben beschrieben, die Fähre kam eh nicht.

Er war übrigens der erste, der mich frug, warum ich diese Reise mache. Als ich ihm antwortete, dass ich meine Stärke prüfen wollte, erwiderte er prompt: You are strong, so strong, I will never be. Das habe ich dann mal als Lob und Bestätigung angenommen! 💪

Das Warten auf die Fähre gestaltete sich noch aus einem anderen Grund etwas anstrengend: nicht nur, dass die Sonne ungeschützt auf uns herabbrannte, sondern vom Wasser her wehte ein kräftiger Wind, der feinen Sand mit sich trug, der sich überall hineinsetzte. Nicht zuletzt ins Essen: ich hatte heute außer der Mango noch nichts gegessen und es ging auf 17 Uhr zu. Also holte ich meine Notration heraus (2 Dosen Sardinen) und verspeiste diese mit sandknirschenden Zähnen.

Als sie Fähre sich näherte, wurde das Gedränge vorne immer stärker. Beim Entladen kam es fast zum Hauen und Stechen und beim Beladen war das Gerangel unter den Fußgängern groß. Ich bekam einen sicheren Platz zwischen den Autos, wo ich einigermaßen vor dem Spritzwasser während der Fahrt geschützt war. Lästig war nur die ewige Wanderung der Fußgänger über das Schiff. Es wurde hin und her gelaufen, sich durchgedrängt und geschoben. Ebenso beim Anlegen und Entladen.

Was war ich froh, Banjul auf einer geschotterten Umgehungsstrasse passieren zu können. Ich hatte ja noch was vor mir, da ich zum zelten den Großraum Banjul und Serekunda verlassen haben musste. Und der zog sich hin und zwischendurch gab es auch noch eine Demo für einen der Präsidentschaftskanidaten:

Kurz nach Sonnenuntergang fand ich dann in einem „Waldstück“, in dem die meisten Bäume schon zu Brennholz verarbeitet waren, ein sehr abgelegenes Plätzchen. Puh, das war knapp. 😅

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