Ein paar Betrachtungen zu Marokko

Wenn hier was gut funktioniert, dann das mobile Internet: ich habe hier bessere Verbindung als in Berlin! Und, wie ich schrieb, billiger, wobei man dabei die marokkanischen Lebensverhältnisse betrachten muss: Laut laenderdaten.info steht Marokko mit einem rechnerischen Durchschnittseinkommen von 217€/Monat auf Platz 67 von 78 betrachteten Ländern (zum Vergleich: Deutschland liegt auf Platz 17 mit 3308€/Monat), also ziemlich weit hinten. Da sind 100DH (=8,88€) für 10GB Datenvolumen Internet 1/24 des Monatseinkommens, während wir in Deutschland (angenommen 10GB kosten 20€) nur 1/165 unseres Einkommens dafür einsetzen müssten. So gesehen, wäre es für Marokkaner ziemlicher Luxus. Will sagen: für uns lässt es sich hier gut und preiswert leben, die Marokkaner haben, wie mir schon mehrfach erklärt wurde, eine schwierige wirtschaftliche Lage. Das Land ist extrem vom Export ihres Obst und Gemüses nach Europa (bevorzugt Frankreich) abhängig, muss auf der anderen Seite doppelt so viel importieren, hat also ein Außenhandelsdefizit (ganz in Gegensatz zu Deutschland, das sich über seinen Außenhandelsüberschuß sehr viel Wohlstand und vor allem eine starke Machtposition auf dem Weltmarkt erschaffen hat). Ob das gerecht ist, überlasse ich dem geneigten Leser zu beurteilen, darf aber gerne in den Kommentaren diskutiert werden. 😉. Hier noch ein aktueller Buchtipp bzw die Rezension dazu, der mich just dieser Tage erreichte: Heiner Flassbeck und Jörg Bibow: Das Eurodesaster

Überhaupt läuft das Leben hier in Marokko in einer anderen Geschwindigkeit. Sehr viele Menschen, Männer wie Frauen, jung wie alt, stehen, sitzen oder liegen gar an meinem Weg, will sagen an der Straße. Sie warten z T auf den Bus, das Taxi oder jemanden den sie abholen wollen. Viele tun aber auch einfach – nichts! Ich habe viele gesehen, die einfach nur in die Welt, auf das Handy starrten oder im Gespräch mit vertieft waren – oder sogar schliefen. Aufgrund des religiös begründeten Alkoholverbots sah ich keinen einzigen Betrunkenen. Höchstens mal leicht bekiffte Menschen, aber die werden ja eher leise und friedlich mit der Droge. Was ich also beobachtet habe, ist eine allgemeine Entspanntheit und Gelassenheit, außer im Straßenverkehr! Da ist irgendwie immer mächtig was los – getreu der Metapher, dass viele Friedliebende im Verkehr zu wilden Tieren werden. 😉

Also, ihr Marokkaner und Marokkanerinnen, behaltet eure Gelassenheit und Freundlichkeit! Ich habe es sehr genossen!

Mal sehen, wie es im Senegal wird.

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