23. Tag: Lampsar – Louga

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mein nicht gegessenes Abendessen von Ameisen gekapert, also habe ich es ihnen ganz geschenkt und mir dafür ein Müsli, heute mal ohne Obst, gemacht. Dafür gab es extra viele Rosinen.

In freudiger Erwartung der zivilisatorischen Werte frisches Wasser, Geld und Internet, radelte ich die letzten Kilometer nach St Louis rein. Selten habe ich mich so über die Werbung einer Bank gefreut, wie heute:

Trotzdem hatte ich den Blick für meine Umwelt noch nicht ganz verloren und mir fielen die Fischer in ihren Holzbooten auf (leider etwas weit entfernt und daher klein):

Nun war ich aber in der quirrligen Stadt, die zu Zeiten der französischen Besatzung die Hauptstadt des Senegal war, angekommen. Das erste Geld in den Händen zu halten, war sehr beruhigend, und glaubt mir, ich habe mir reichlich geholt, denn ich möchte nie wieder in solch eine Situation kommen, kein Geld zur Verfügung zu haben. Man fühlt sich nur als halber, unwerter Mensch:

Über die Brücke ging es auf die Halbinsel…

…aber was geht denn da unter der Brücke im Senegalfluss ab? Das Wasser schien zu kochen, zu brodeln und die Vögel standen darüber und stießen hinab:

Millionen von Fischen tummelten sich hier und sprangen immer wieder in kleinen Bögen aus dem Wasser. Das war ein phantastisches Schauspiel (kommt auf dem Foto leider gar nicht zur Geltung)!

Ich besorgte mir natürlich erstmal Wasser und eine Mobilfunkkarte und radelte durch die sehr kolonial geprägten Gebäude der Insel zu einem Café an der Nordspitze der ersten Insel (es gibt zwei) und machte es mir dort gemütlich:

Endlich wieder was leckeres trinken, die weitere Route planen und Neuigkeiten aus der Heimat checken und beantworten! Nach gut 2 Stunden Ruhe und Beschaulichkeit hatte ich dann auch noch meinen Blogpost vom Vortag fertig und radelte beschwingt durch die engen Gassen der Stadt hinaus aufs Land. Es war heiß und sonnig und das sollte nochmal Thema werden.

Nach gut 3 Stunden und ca 50km machte ich eine Mittagspause und wurde von den auf dem Markt sitzenden jungen Männern zum Essen eingeladen. L’etranger c’est le roi (Der Fremde ist König) ist ein Sprichwort im Senegal:

Leider kam es am Ende wie häufig auf das Geld zu sprechen (scheint gerade mein Thema zu sein) und sie baten mich erst darum, sie zum Arbeiten nach Deutschland zu holen und als ich das verneinte, weil das nicht in meiner Macht liegt, baten sie um Geldspenden: so ein paar 1000 CAFR für jeden hier. Das war dann der Punkt, an dem ich mich langsam, aber sicher aus dem Staub machte.

Die Sonne brannte ganz ordentlich und trotz mehrfachen Eincremens wurden meine Arme und Beine leicht rot. Eigentlich hatte ich gehofft, in den letzten Wochen meinen Selbstschutzfaktor in Bezug auf Sonne so weit erhöht zu haben, dass ich nun keine Probleme mehr haben würde, aber weit gefehlt. Da mir nun langsam die Sonnencreme langsam knapp wurde, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: es ist ja wahrscheinlich gar nicht so einfach, hier so etwas kaufen zu können! Im nächsten großen Ort Louga fragte ich sowohl in der Apotheke, als auch im Supermarkt – vergeblich! Ist ja auch klar. Welcher Afrikaner braucht schon Sonnecreme? Dafür muss ich mir wohl bald eine Lösung einfallen lassen…

Ich spendierte mir erstmal ein kühles Getränk und einen Joghurt und suchte mir kurz hinter Louga einen fast ruhigen Platz hinter einer Mauer:

Fast schreibe ich deshalb, weil ein Schäfer mit seiner Ziegenherde in Sichtweite übernachtete (er kam nach mir) und auch noch ein paar Fußgänger mit großen Körben in der Nähe vom Feld nach Hause liefen.

Ein paar grundsätzliche Sachen sind mir hier schon aufgefallen.

  • Die Menschen sind sehr viel offener als in allen Ländern zuvor. Ich werde viel und von allen (auch den Frauen, das war in Marokko gar nicht drin) angelacht, bekomme viele Daumen hoch und bonne Chance zugerufen
  • Die Menschen hier sind für meinen Geschmack unglaublich schön. Ich kann das kaum beschreiben, aber die Art ist sehr hübsch (mir widerstrebt es von Rasse zu sprechen), sie kleiden sich bunt und die Frauen verstecken hier im Gegensatz zu Marokko z B nicht ihre Reize, sondern treten sehr selbstbewusst auf
  • Es liegt unglaublich viel Müll auf der Straße
  • Und leider häufiger auch tote Tiere

Letzteres kann ich überhaupt nicht verstehen, wie sie das einfach so zulassen können. Ich muss das mal besprechen., was aber mir meinen rudimentären Französischkenntnissen schwierig wird. Aber es gibt keine Ausreden!

A bientôt!

4 Antworten auf „23. Tag: Lampsar – Louga“

  1. Hi Dirk, jetzt hatte ich auch Zeit, Deinen bisherigen Weg zu lesen – tatsächlich vom Anfang bis zu diesem Beitrag…
    Ich war vor Jahren mal in Essaouira und fand schon die Busfahrt auf der noch nicht ausgebauten Bundesstrasse nach Agadir mit der anschließenden Hotelsuche aufregend :-)…
    Von daher -> Hut ab! und natürlich werde ich jetzt den weiteren Verlauf zeitnah lesen… Wünsche Dir noch ganz viele tolle Erfahrungen und immer Geld in der Tasche! LG

    1. Liebe Maren, das freut mich, dass auch du nun interessiert mitliest.
      Ja, ich profitiere hier von der inzwischen modernen Infrastruktur, sowohl was die Straßen, als auch die Möglichkeiten für die Kommunikation angeht. Das ist erheblich erleichternd.
      Und Geld habe ich jetzt, wie geschrieben, reichlich in der Tasche. Dank der Einheitswährung Central Afrikanischer Franc CAFR kann ich damit in Zweifel auch in Guinea-Bissau und weiteren Ländern bezahlen, sollte ich mich zur Weiterfahrt entschließen.
      Für alle, die es interessiert, wie es weiter geht: ihr könnt in meinem Profil in komoot http://www.komoot.de/user/59679486452 meine geplanten Touren sehen. Die werde ich entsprechend aktualisieren, wenn es zur Entscheidung ansteht.

  2. Na, Dein heutiger Beitrag hört sich zum Glück wieder viel entspannter an, als der Gestrige.
    Wie viele Kilometer hast Du denn noch vor Dir und was war noch gleich Dein geografisches Ziel der Reise?

    1. Tja, das mit den Zielen ist so eine Sache: in Berlin hatte ich mir die Casamance (bei Ziguinchor) im Süden als großes Ziel gesetzt und wollte von da aus irgendwie zurück nach Dakar. Das sind nach jetzigem Stand (nur) noch so 9 Tage Fahrt. Also habe ich noch ca 2 Wochen zusätzlich Zeit, für die ich gerade am überlegen bin, ob ich weiter nach Süden nach Guinea fahre oder z B eine Bootsfahrt auf dem Fluss Casamance mache oder mich an den Strand am Cap Skirring legen. Mal sehen, wonach mir der Sinn steht.

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